Familie Hirschfelder Das Gebäude war das ehemalige Vogteihaus der Johanniter-Kommende. Um 1796 verkauften die Johanniter ein Stockwerk an den „Gassenwirt“ Wolf Abraham Fröhlich. Von 1862 bis 1939 gehörte das ganze Haus der Familie Hirschfelder.Max Hirschfelder, der 1909 starb, war Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Fünf seiner Kinder verließen Rexingen und zogen in die Stadt. Nur der Sohn Moritz Hirschfelder blieb am Ort. Er hatte eine leichte geistige Behinderung und arbeitete als Gehilfe der Rexinger Viehhändler. Er starb 1942 in einem jüdischen Pflegeheim bei Koblenz.1959 wurde von den Bäckersleuten Martin und Pia Göttler in einem Anbau ein Café eingerichtet. Lange Jahre war es der Anlaufpunkt jüdischer Familien, die ihre Familiengräber in Rexingen besuchten und dort den Schlüssel für die Ehemalige Synagoge erhielten. |
Hirschfelder Family This building was the former “Vogteihaus” (bailiwick building) of the Johanniter community. Around 1796, the Johanniter sold one floor of the building to the so-called “Gassenwirt” (street landlord) Wolf Abraham Fröhlich. From 1892 to 1939, the entire building was a property of the Hirschfelder family. Max Hirschfelder was the head of the Jewish community. He died in 1909. Five of his children left Rexingen and moved to the city. His son Moritz Hirschfelder was the only child who stayed in Rexingen. He suffered from a slight mental disability and worked for a local cattle trader. Moritz Hirschfelder died in 1942 in a Jewish nursing home near Koblenz. After reconstruction work in 1959, Martin and Pia Göttler, a baker’s family, opened a café in the renovated and extended building. For many years it was a social meeting place for Jewish families who visited their family graves and received the key to the former synagogue in the “Café Göttler”. |
Rexingen befand sich von 1290 bis 1805 im Besitz des Johanniterordens, der während der Kreuzzüge entstanden war. In Württemberg war den Juden die Ansiedlung durch einen Erlass des Herzogs Eberhard im Barte verwehrt. Einige Dörfer um Horb hatten ihre eigenen Ortsherrschaften, die, wie in Rexingen, den Juden die Niederlassung gestatteten. Sie mussten dafür ein so genanntes „Schutzgeld“ entrichten und waren einem strengen Reglement unterworfen. Man nimmt an, dass die ersten jüdischen Familien in diesem Haus untergebracht waren.
Ende des 18. Jahrhunderts kaufte der „Gassenwirt“ Wolf Abraham Fröhlich die Hälfte des Hauses. Von 1862 bis 1939 gehörte es während vier Generationen der angesehenen Familie Hirschfelder, die vom Handel mit verschiedenen Gütern lebte.
Max Hirschfelder, der 1909 starb, war Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Fünf seiner Kinder verließen Rexingen und zogen in die Städte. Nur der Sohn Moritz blieb am Ort. Er hatte eine leichte geistige Behinderung und arbeitete als Gehilfe der Rexinger Viehhändler. Eine christliche Haushälterin versorgte ihn im Auftrag seiner Familie, bis er 1939 in das jüdische Altersheim Herrlingen bei Ulm übersiedeln musste. 1942 starb er in einem jüdischen Pflegeheim bei Koblenz.
1959 wurde im neu errichteten Anbau das Café Göttler eingerichtet. Es war viele Jahre der Anlaufpunkt für jüdische Familien, die die Gräber ihrer Vorfahren in Rexingen besuchten und dort auch den Schlüssel für die Ehemalige Synagoge erhielten.
Links: Familientreffen der sechs Geschwister Hirschfelder mit ihren Ehepartnern und Kindern in Rexingen. In der ersten Reihe, sitzend, Dr. Isidor Hirschfelder, geb. 1878. Er war Kinderarzt in Krefeld und nahm sich 1941 das Leben. Ein Schullandheim, eine Straße und ein Platz sind dort nach ihm benannt.
Rechts: Moritz Hirschfelder, geboren 1874 in Rexingen, Sohn von Max Hirschfelder. Er starb 1942 in der „Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemüthskranke zu Sayn bei Koblenz am Rhein“.
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