07 Geburtshaus Dr. Herbert Fröhlich, Freudenstädter Str. 31

Geburtshaus von Herbert Fröhlich
Birthplace of Dr. Herbert Fröhlich
Der wohl berühmteste Sohn Rexingens ist der englische Physiker Herbert Fröhlich (1905 – 1991). Er war ein herausragender Wissenschaftler, der besonders die Quantenphysiker auf der ganzen Welt stark beeinflusst hat.

Seine Eltern, Fanny Schwarz und Jakob Julius Fröhlich betrieben in Rexingen einen Viehhandel. Die Familie zog 1907 nach München. Der hochbegabte Junge studierte dort Physik und promovierte dort schon nach dem zweiten Studienjahr ohne Diplom. Er arbeitete an verschiedenen europäischen Universitäten, floh vor den Nazis nach Russland und wanderte von dort nach England aus. In Liverpool hatte er bis 1973 den Lehrstuhl für theoretische Physik inne. Mit dem Stuttgarter Max-Planck-Institut war er bis an sein Lebensende eng verbunden.

Das Haus war ab 1913 in Besitz der Viehhändlerfamilie Schwarz. Ab 1937 wohnten dort Hedwig und Louis Schwarz mit ihrer verwitweten Tochter Hilde Lemberger und dem Enkel Siegfried. Die Stolpersteine vor dem Haus zeugen vom Schicksal der Familie.

Hedwig Schwarz, die das KZ Theresienstadt überlebte, ist auf dem jüdischen Friedhof neben dem Mahnmal begraben

Herbert Fröhlich (1905-1991), the English physicist, is perhaps Rexingen’s most famous son. As an outstanding scientist he particularly influenced the quantum physics worldwide on a large scale.

His parents, Fanny Schwarz and Jakob Julius Fröhlich, ran a cattle trade business in Rexingen. The family moved to Munich in 1907. In 1927, Herbert Fröhlich entered Ludwig-Maximilians University in Munich to study physics, and received his doctorate already in 1930. His first position was as Privatdozent at the University of Freiburg. In 1933 he escaped from the Nazis to Russia and finally immigrated to England. In Liverpool he held the chair of theoretical physics till 1973. Throughout his life, Herbert Fröhlich had a close relationship with the Max Planck Institute in Stuttgart.

As of 1913 the building was owned by the Schwarz family, a local cattle trader. From 1937 Hedwig and Louis Schwarz lived here with their widowed daughter Hilde Lemberger and their grandson Siegfried. The Stolpersteine (“stumbling stones”) in front of the house bear witness to the family’s fate.

Hedwig Schwarz, who survived the concentration camp in Theresienstadt, is buried in the Jewish cemetery next to the memorial.

Das Haus wurde 1877 von Abraham Jakob Fröhlich, dem Großvater von Herbert Fröhlich erbaut. Nachdem Julius und Fanny Fröhlich 1907 nach München gezogen war, kam das Haus 1913 in den Besitz des Viehhändlers Leopold Schwarz. Seine Schwester Hedwig Schwarz zog 1937 mit ihrem Mann Louis, ihrer verwitweten Tochter Hilde und ihrem Enkel Siegfried in das Haus. Die Stolpersteine vor dem Haus erinnern an das Schicksal der Familie. Hilde Lemberger wurde mit ihrem kleinen Sohn 1941 nach Riga deportiert, die Eltern Louis und Hedwig Schwarz 1942 nach Theresienstadt.

Hedwig Schwarz überlebte das Konzentrationslager und starb 1952 im Stuttgarter Marienhospital. Sie ist  auf dem jüdischen Friedhof neben dem Mahnmal an die Ermordeten begraben. Die katholischen Schwestern, die sie fast sieben Jahre lang aufopferungsvoll gepflegt hatten, schrieben in einem Nachruf:

„Es ist nicht zu glauben, dass ein solches Herz aufhören konnte zu schlagen. Ihre ganze Liebe und Sorge galt allen ihren in der Welt zerstreuten Lieben. (…) Bei ihr liefen alle Fäden zusammen und von ihr aus gingen die Strahlen nach allen Seiten. Doch nicht minder durften auch wir ihre Liebe und Dankbarkeit empfinden und wir, alle Schwestern und Personal, haben eine Mutter verloren. Es hatte sich um sie eine Familie gebildet, deren Mittelpunkt sie war. (…) Nun hat sie ausgelitten, und den einen Satz von der Leichenrede des Herrn Rabbiners Dr. Neufeld, „wenn das Leid adelt, dann hat sie darin die höchste Stufe erreicht“, können wir alle doppelt unterstreichen. Sie wird uns eine große Fürbitterin sein und ich möchte Euch, ihren Lieben, sagen, geht zu ihr, wenn Ihr Leid und Kummer habt, sie wird Euch helfen, denn die Liebe geht über das Grab hinaus.“

Oben: Die Großeltern Fröhlich vor Ihrem Haus an Sukkot 1911. Im Hintergrund erkennt man die Sukka, die Laubhütte, in Rexingen “Sigges” genannt.
Unten: Hedwig Schwarz im Stuttgarter Marienhospital ca. 1950.

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