Haus Zürndorfer |
The Zürndorfer House |
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Adolf Zürndorfer übernahm in den 1870er Jahren die von Jakob Fröhlich betriebene Bäckerei und Wirtschaft „Zur Traube“. Haus und Gaststätte wurden renoviert und im oberen Stockwerk ein Tanz- und Theatersaal eingebaut.
Adolf Zürndorfer war 26 Jahre Gemeinderat in Rexingen. Als er 1904 seinen Wohnsitz nach Stuttgart verlegte, wo er eine Weinhandlung betrieb, wurde er zum Rexinger Ehrenbürger ernannt. Er hatte sich an vorderster Stelle für Innovationen wie z.B. Telefonanschlüsse und die Modernisierung des Straßenbaues eingesetzt. Er starb 1916 und ist auf dem Stuttgarter Pragfriedhof begraben. Im Nebenhaus führte sein Bruder Max Wolf Zürndorfer ein Kolonial- und Manufakturwarengeschäft. Er war der Vater des Fliegerleutnants Josef Zürndorfer, Offizier im 1. Weltkrieg, der nach seinem Flugzeugabsturz 1916 ein Ehrengrab auf dem jüdischen Friedhof erhielt. |
In the 1870s, Adolf Zürndorfer took over the bakery and inn “Zur Traube”, previously run by Jakob Fröhlich. He restored the entire building and installed a new ballroom and theatre on the upper floor. For 26 years, Adolf Zürndorfer was a member of the local council in Rexingen. In 1904, when he moved his residence to Stuttgart where he run a winery, he was appointed honorary citizen of Rexingen. Adolf Zürndorfer was a leading advocate of innovations such as telephone connections and the modernization of road construction. He died in 1916 and is buried in the Prague Cemetery in Stuttgart. In the building next door, his brother Max Wolf Zürndorfer ran a grocery store and a shop for manufactured goods (“Kolonial- und Manufakturwarengeschäft”). He was the father of air force lieutenant Josef Zürndorfer, officer in the First World War. After his aircraft crashed in 1916, Josef was given a “grave of honor” in the Jewish cemetery. |
Die Großeltern von Adolf Zürndorfer waren 1798 von Fürth und Zürndorf nach Rexingen gekommen, da der Großvater als Vorsänger bei der jüdischen Gemeinde angestellt wurde. Das Ehepaar blieb am Ort und hatte zahlreiche Nachkommen.
Der berühmteste unter ihnen ist vielleicht Josef Zürndorfer, der eine für Juden nicht selbstverständliche militärische Karriere machte. Schon im September 1914 erhielt er an der Westfront die erste Auszeichnung und wurde zum Offiziersstellvertreter ernannt. Nach einer Verwundung kaum genesen, meldete er sich 1915 zur preußischen Fliegertruppe und machte eine Flieger-Ausbildung. 10 Tage, nachdem er zum Leutnant der Reserve befördert worden war, stürzte er bei seinem Examensflug ohne eigenes Verschulden ab.
Seine Beerdigung fand mit militärischen Ehren und großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem jüdischen Friedhof in Rexingen statt. Seine Familie ließ später ein Ehrengrab für ihn errichten. Es befindet sich neben dem Gedenkstein für die 15 gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs aus Rexingen.
Sein Wunsch, der in seinem Vermächtnis zum Ausdruck kommt, hat sich als Illusion erwiesen: „Ich bin als Deutscher ins Feld gezogen, um mein bedrängtes Vaterland zu schützen. Aber auch als Jude, um die volle Gleichberechtigung meiner Glaubensbrüder zu erstreiten.“
Oben: Ehrenbürgerurkunde für Adolf Zürndorfer
Unten: Portät-Platte auf dem Ehrengrab von Fliegerleutnant Josef Zürndorfer
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