Jüdischer Friedhof |
Jewish cemetery | |
Angelegt im Jahr 1760, gehört er mit mehr als 1000 Grabstellen zu den größten jüdischen Friedhöfen in Württemberg. Er wurde viermal erweitert und umfasst heute eine Fläche von 6.400 qm. Alle Gräber sind nach Osten in Richtung Jerusalem ausgerichtet.
Im ältesten Teil befinden sich die Grabstellen ohne sichtbare Ordnung, ab 1846 sind sie in Reihen angeordnet. Die Kindergräber befinden sich zwischen dem alten und dem neueren Teil. |
Founded in 1760, the Jewish cemetery with itsmore than 1,000 graves, is among the largest Jewish cemeteries in Württemberg. Today, after four extensions, the cemetery comprises an area of 6,400 square meters. All graves are aligned to the East towards Jerusalem. In the oldest part of the cemetery, graves were installed in an unstructured order. From 1846, they were arranged in rows. The children’s graves are located between the olders and the newer parts. |
Die Grabsteine sind größtenteils aus regionalem Sandstein und zum Teil schon sehr verwittert. Trotzdem kann man eine große Vielfalt an Schmuckelementen auf den Steinen entdecken, die auf Berufe, rituelle Aufgaben oder besondere Eigenschaften der Gestorbenen hinweisen.Im alten Teil sind die Inschriften in hebräischer Schrift, im mittleren Teil findet man zusätzliche deutsche Inschriften, die dann auf den Grabsteinen des 20. Jahrhunderts überwiegen. Am Platz über dem Gräberfeld befindet sich ein Gedenkstein, der 1947 errichtet wurde. Links daneben wurde 1952 Hedwig Schwarz beerdigt, eine der drei Überlebenden der mehr als 120 aus Rexingen deportierten Männer, Frauen und Kindern. Außerhalb des Gräberfeldes wurde 1962 die Urne mit der Asche von Dr. Edmund Fließ beigesetzt. Der Zahnarzt aus Hamburg überlebte die Shoa in Rexingen. Seine Ehe mit einer Nichtjüdin hatte ihn vor der Deportation geschützt. |
The gravestones mainly consist of regional sandstone, partially with signs of strong erosion. Nevertheless you find a wide range of ornamental elements on the surface of the stones which are references to professions, ritual tasks or special characteristics of the deceased.
In the old part, inscriptions are in Hebrew. In the central part, you find additional German inscriptions which are predominant on the graves of the 20th century. Beyond the cemetery, a memorial stone was erected in 1947. To the left, Hedwig Schwarzer was buried in 1952, one of three survivors out of more than 120 men, women and children who were deported from Rexingen. The urn with the ashes of Dr. Edmund Fließ was buried in 1962 outside of the cemetery. The dentist from Hamburg survived the shoa in Rexingen. His marriage to a non-Jewish woman saved him from deportation. |
Das letzte Grab im Gräberfeld gehört einem Remigranten aus den USA, Hermann Lemberger. Er starb 1961 in Rottweil. Sein Schwiegersohn Josef Eberle, auch bekannt als Sebastian Blau, hat ihm und allen jüdischen Verfolgten und Ermordeten zum Angedenken ein lateinisches Gedicht geschrieben, das in einer deutschen Übersetzung am Grab angebracht ist. | The last grave at the cemetery belongs to a returned emigrant from the United States of America, Hermann Lemberger. He died 1961 in Rottweil. His son-in-law, Josef Eberle, also known as Sebastian Blau, wrote a Latin poem in memorial to Hermann Lemberger and the persecuted and murdered Jewish people. A German translation is engraved at his resting-place. |
Im ältesten, westlichen Teil befinden sich die Grabstellen ohne sichtbare Ordnung. Ab 1846 sind sie in Reihen angeordnet. Die Kindergräber befinden sich auf Höhe des Eingangstores. Im alten Teil sind die Inschriften nur in hebräischer Schrift, im mittleren Teil findet man zusätzliche deutsche Inschriften, die dann auf den Grabsteinen des 20. Jahrhunderts überwiegen.
Am Platz über dem Gräberfeld befindet sich ein Gedenkstein, der 1947 errichtet wurde. Links daneben wurde 1952 Hedwig Schwarz beerdigt, eine der drei Überlebenden der mehr als 120 aus Rexingen deportierten Männer, Frauen und Kindern.
Außerhalb des Gräberfeldes wurde 1962 die Urne mit der Asche von Dr. Edmund Fließ beigesetzt. Der Zahnarzt aus Hamburg überlebte die Shoa in Rexingen. Seine nichtjüdische Ehefrau schützte ihn vor der Deportation.
Das letzte Grab im Gräberfeld gehört dem Remigranten aus den USA, Hermann Lemberger, der 1961 in Rottweil starb. Sein Schwiegersohn Josef Eberle, auch bekannt als schwäbischer Dichter Sebastian Blau, hat für ihn und zum Andenken an alle jüdischen Verfolgten und Ermordeten ein Gedicht geschrieben, das am Grab angebracht ist.
Gedicht von Sebastian Blau (alias Josef Eberle)
” Schwäbisches Dorf – seit Menschengedenken
Bot es den Seinen Nahrung und Hege,
Bis gehässige Rohheit sie austrieb –
Bot dem Achtziger nunmehr die Ruhstatt.
Nach den Babylonischen Jahren
Kam er zurück, von Heimweh getrieben,
Suchend den Nachklang vergangener Zeiten
Arm wie er war und ohne Berühmtheit.
Suchte vergebens Verwandte und Freunde,
Sabbatglanz und fröhlichem Schullärm,
Suchte vergebens Ruhe und Frieden,
Die er entbehrt in den Jahren der Fremde.
Nur jenes Fleckchen fand er bereitet
Zwischen verwucherten Gräbern der Ahnen,
Denen der Herr zu sterben vergönnte
Vor der Verfolger tyrannischem Wüten.
Jedem der Dörfler aus Davids Geschlecht
Hätte dies Waldstück Raum noch geboten.
Lange, ach lange kam keiner zur Ruhe
Hier an dem Ort, dem der Ruhe geweihten.
Weniger drücken wird die Verbannten
Gräbererde in fremden Gefilden –
Keines Grabes bedurften die Scharen,
Die als Asche und Rauch verwehten …
Heimaterde deckt nun den Einen
Unter den dunklen Tannen des Schwarzwaldes
Die schon die Wiege der Kindes umrauscht
Wie sie umschatten den Hügel des Vaters.
Hier ruht der letzte Jude des Dorfes.
Bald wird Gesträuch seinen Hügel bedecken
Nie wird Vergessen darüber sich breiten
Mehr als ein Greis liegt hier doch begraben … “
Buche vor dem Jüdischen Friedhof | Beech tree in front of the Jewish cemeterie |
Nicht weit von dem Friedhofzaun steht eine Buche etwas erhöht über der Straße. Am Stamm kann man eine Einritzung aus dem Jahr 1938 erkennen: SL. XIV. III. 38 ALLIAH. Sally Lemberger war gehörte zur ersten Gruppe der Gründer der Genossenschaft Shavei Zion im Norden des damaligen britischen Mandatsgebietes Palästina. Die Auswanderer verließen Rexingen am 14. März 1938 nach einem Abschiedsgottesdienst in der Synagoge. Der Begriff ALLIAH heißt wörtlich „Aufstieg“ und hat auch die Bedeutung von „Heimkehr nach Zion“. Shavei Zion liegt am Mittelmeer und ist heute ein attraktives Dorf mit vielen neuen Häusern und jungen Familien. Rexingen und Shavei Zion pflegen seit vielen Jahren freundschaftliche Beziehungen. |
Not far from the cemetery fence there is a beech tree above the road. On the trunk you can see an incision from 1938: SL. XIV. III. 38 ALLIAH. Sally Lemberger was one of the first group of founders of the Shavei Zion Cooperative in the north of the then British Mandate Palestine. The emigrants left Rexingen on March 14, 1938 after a farewell service in the synagogue. The term ALLIAH literally means “ascension” and also means “return to Zion”. Shavei Zion is located on the Mediterranean Sea and is now an attractive village with many new houses and young families. Rexingen and Shavei Zion have enjoyed friendly relationships for many years.
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