06 Ehemalige Felsen- und Bierkeller – jetzt Fledermausquartier


Bier- und Eiskeller

The Beer- and Ice Cellar
Die heute noch offenen drei Stolleneingänge führen in Bergkeller, in denen früher Rexinger Gaststätten ihr selbst gebrautes Fassbier lagerten. Einer davon wurde bis vor wenigen Jahren noch vom Sonnenwirt als Lager genutzt. In diesen Kellern herrscht eine das Jahr über gleichmäßige Temperatur von durchschnittlich 8°–10°C bei relativ hoher Luftfeuchte, die ideale Temperatur für die Lagerung von Fassbier.
Die Hochphase des Erdkellerbaus lag in Württemberg zwischen 1850 – 1880, eine damals weit verbreitete Lagermethode der Brauereien und Gastwirte. Die Keller in dieser Gegend sind überwiegend von der gleichen Bauart. Die Rexinger Keller haben eine Länge von 16 m bis 18 m und eine Breite von ca. 4 m. Die Eingänge sind nordöstlich ausgerichtet und von Bäumen beschattet, um Warmluft vom Kellereingang fernzuhalten.
Three tunnel entrances lead to the former beer- and ice cellar where innkeepers from Rexingen stored self-brewed beer in barrels. Because of eroded rocks, a tunnel of 4m width and up to 18m lengths was stabilized by a vaulted ceiling consisting of large stone blocks. These cellars provided consistent temperatures of 8-10 degrees Celsius throughout the year at relatively high humidity levels. A large roof prevented rain water from entering.
This kind of cellar was widely used, most of them had been built from 1850 to 1880. With the development of modern cooling technologies many cellars became obsolete. These cellars here are now used as a winter residence by bats (proven species: the greater mouse-eared bat and the whiskered bat).

Zum Schutz vor dem Eindringen von Regen- und Schmelzwasser war jeder Keller mit einer langezogenen, ziegelgedeckten Dachkonstruktion abgedeckt, die auf dem Hangboden lag.

Hinter dem Eingangstor befindet sich ein kleiner Vorraum, dann folgt ein längerer Stollen oder Lagerraum.

Daran anschließend kommt erst der eigentliche Bierkeller, der tiefer als die anderen Räume liegt, damit sich hier die Kaltluft sammeln kann. Am Ende des Kellers befindet sich meist ein Entlüftungsschacht nach oben, um eine gewisse Durchlüftung der Räume zu erreichen.

Die Mauerstärke der Wände und des Gewölbes der Anlage beträgt 60 cm und besteht aus behauenen Quadersteinen.
Die Bierfässer wurden üblicherweise beidseitig entlang der Kellerwände auf einem ca. 50 cm hohen Podest mit zwei daraufliegenden Holzbalken gelagert. Diese Hochlagerung sorgte für eine bessere Kühlung und Schutz der Holzfässer vor Schimmelbildung und ggf. auch vor einfließendem Grund- oder Regenwasser in den Keller. Außerdem konnte mit einer ausreichenden Belüftung das bei der Nachgärung entstehende Kohlendioxid aus dem Keller abgeleitet werden.
Durch das Aufkommen neuer Kühlmethoden sind heute viele der kleineren Bierkeller funktionslos geworden, wurden verfüllt oder sind verfallen. Einige jedoch, wie auch diese hier, wurden nur mit Gittertüren verschlossen, so dass sie als wichtige Winterquartiere für Fledermäuse dienen können. Die Winterschlaf haltenden Tiere bevorzugen Quartiere zwischen 3° C bis 10° C bei hoher Luftfeuchte. In diesen Kellern wurden das große Mausohr und die Bartfledermaus nachgewiesen. Damit erfüllen die Keller heute eine wichtige ökologische Funktion.

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