11 Kulturlandschaft

 

Das uns vertraute Bild der heimischen Landschaft entstand durch jahrhundertelange Bewirtschaftung. Die ursprüngliche Naturlandschaft in Baden Württemberg bestand überwiegend aus Wald, teilweise mit Lichtungen durchsetzt, wo Sträucher wuchsen. Ansonsten gab es offenes Gelände nur in den Bereichen von Gewässern, Mooren, Felsen und Geröll- oder Sandflächen, wo vorrangig niedere Gehölze, Gräser und krautige Pflanzen wuchsen. Mit dem Beginn der Besiedelung wurden die Wälder gerodet um für Häuser Platz zu schaffen, Bau- wie auch Brennholz zu gewinnen, Äcker für Kulturpflanzen und Waldweiden für das Vieh anzulegen. Durch die Landbewirtschaftung entstanden erstmals größflächige, offene Landschaften mit Äcker, Brachen und Wiesen. Auf diesen noch schwach genutzten Flächen und vor allem an den Feldrändern, konnten die Wildpflanzen der anfänglich seltenen Offenland-Standorte gute Wachstumsbedingungen finden und sich immer mehr ausbreiten. So entstand das vielfältige Bild der Kulturlandschaft mit ihren unterschiedlichen Lebensräumen, der Beginn der Biodiversität.

 

Über die Jahrhunderte war das Landschaftsbild jedoch einem dynamischen Wandel unterworfen, der die Ansprüche der Menschen widerspiegelt. Im Zuge der Industrialisierung und der Zunahme der Bevölkerung stiegen die Flächenansprüche für das Siedlungswachstum, die Ausweitung des Straßennetzes und die Landwirtschaft stark an. Ab Mitte der 1950er Jahre kam es mit der Mechanisierung und dem Einsatz von chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft zu einer weitergehenden Intensivierung in der Fläche. Infolge dessen wurden die Wildpflanzen und -tiere weitgehend aus den Anbauflächen verdrängt und die bisher ungenutzten Freiflächen mit ihren Hecken und Feldgehölzen stark reduziert. Damit konnte die Natur ihre ausgleichende und stabilisierende Wirkung in der Landschaft nicht mehr entfalten.

 

Am deutlichsten äußern sich die Folgen des Flächenverbrauchs durch Überbauung und der intensiven landwirtschaftlichen Flächennutzung am Rückgang der Tier- und Pflanzenarten und ihrer Bestände. Mittlerweile ist ein Drittel aller Arten gefährdet oder vom Aussterben bedroht und stehen deshalb auf der Roten Liste von Baden-Württemberg. Dem spürbaren Verlust an offenen Landschaften und natürlichen Lebensräumen soll nun auf breiter gesellschaftlicher und politischer Basis entgegen gewirkt werden.
Nur eine intakte Landschaft kann ihre grundlegenden Funktionen erfüllen. Hierzu gehören u. a. die natürliche Bodenfruchtbarkeit, die Speicherung von sauberem Grundwasser, die ausgleichende Wirkung auf das Kleinklima und zusätzlich dient ein reizvolles Landschaftsbild zur Erholung vieler Menschen. Darüber hinaus bietet die Landschaft Raum und Grundlage für die Biodiversität, zu deren Erhalt ein gezielter Arten- und Biotopschutz erforderlich ist. Um dieses Ziel zu erreichen, werden heute vielfältige Maßnahmen durchgeführt. So sind für die Bebauung von Flächen andernorts ökologische Ausgleichsflächen bereitzustellen oder entlang von Gewässern Schutzstreifen vorgeschrieben, die nicht bebaut und nur extensiv landwirtschaftlich genutzt werden dürfen. Die landwirtschaftlichen Äcker und Wiesen sind umweltschonend zu bewirtschaften und der integrierte Pflanzenbau (Berücksichtigung der natürlichen Verhältnisse) wird gefördert. Zusätzlich soll mit dem landesweiten Biotopverbund ein großflächiges ökologisches Netzwerk für eine intakte Kulturlandschaft geschaffen werden.

 

Die Landschaft um Rexingen bietet mit ihren Wäldern, Wiesen, Äckern und zahlreichen Hecken nicht nur ein abwechslungsreiches Bild, vielmehr überlappen sich auf diese Weise hier auch verschiedenartige Lebensräume. Damit sind die Voraussetzungen für eine funktionsfähige Kulturlandschaft gegeben.

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