Die Feldhecken, wie sie heute zu sehen sind, entstanden von Beginn der landwirtschaftlichen Flächennutzung an als Begleitvegetation in der offenen Landschaft. Auf den flachgründigen, steinigen Ackerböden wurden beim Pflügen schon immer viele Feldsteine nach oben befördert. Da die großen Steine bei der Bewirtschaftung störten, wurden sie abgelesen und meist an der Feldgrenze, entlang von Wegen oder auch an natürlichen Böschungen abgelegt. Auf diesen Steinhäufen und Lesesteinriegeln, sowie anderen nicht bewirtschafteten Flächen konnten sich standorttypische, meist trockenheitsverträgliche Sträucher und Bäume ansiedeln. Die meisten dieser Gehölzarten stammen vom Waldrand und haben sich von dort mit Samenflug oder durch Vögel verbreitet. Die langgestreckten Heckenriegel und Feldgehölzinseln prägen heute das charakteristische Landschaftsbild des Heckengäus.
Die Feldhecken haben in der Regel einen typischen Aufbau: In der äußeren Gras-Kraut-Saumzone wachsen häufig die Wiesenflockenblume, Ackerwitwenblume, Johanniskraut, Rainfarn, echtes Labkraut und auch die Esparsette oder Günselarten . In der mittleren Strauchzone sind verbreitet Schlehe, Weißdorn, Pfaffenhütchen, Hasel, Rosenarten,Schneeball und Hartriegel anzutreffen. Die Baumzone besteht u. a. aus Feld- /Bergahorn, Vogelkische und Esche, aber auch Apfel- und Birnbäumen.
Durch das Zusammenwirken der Pflanzenarten in den drei Zonen mit völlig unterschiedlichen Eigenschaften schaffen die Hecken auf engstem Raum ein differenziertes Mikroklima und vielfältige Nahrungsangebote. Dementsprechend nutzen viele Tierarten die Hecken als Lebens-, Schutz- und Fortpflanzungsraum sowie zum Überwintern. Dieses sehr komplexe Zusammenwirken in der Hecke lässt sie nach außen als eigenständiges Biotop in der landwirtschaftlichen Flur wirken.
Zum Lebensraum Hecke gehören nicht nur die inneren Lebens- und Nahrungsbeziehungen zwischen Pflanzen und Tieren, vielmehr werden auch die äußeren Lebensräume der Wiesen und Äckern mit einbezogen. In unmittelbarer Nähe zur Hecke besteht zwar eine Konkurrenz zu den Kulturpflanzen um Licht, Wasser und Nährstoffe, im Weiteren überwiegen jedoch die positiven Eigenschaften. Dieser Wirkungsbereich reicht bis zur 30-fachen Höhe der Hecke auf die nebenliegenden Äcker und Wiesen hinaus, d. h., eine Hecke mit einer durchschnittlichen Höhe von 8 m kann ca. 240 m weit in den Acker wirken. So schützen die Heckenriegel mit Bäumen, wenn sie quer zur Windrichtung oder zum Geländegefälle stehen, vor Abtrag des fruchtbaren Oberbodens (Bodenerosion), indem sie die Windgeschwindigkeit und den Abfluss des Oberflächenwassers abbremsen, die Luft filtern und die Bodenfeuchte speichern. Ebenso tragen sie zur Verbesserung des Kleinklimas in der Flur bei, da v. a. größere Heckenriegel temperaturausgleichend wirken. Eine der wichtigsten Funktionen der – naturbelassenen – Hecken sind ihre ökologischen Leistungen. Eine Vielzahl der heckenbewohnenden Tiere suchen ihre Nahrung vorrangig in der offen, landwirtschaftlich genutzten Flur und ernähren sich hier von pflanzenschädigenden Tieren, die sich überwiegend von den Kulturpflanzen auf dem Acker ernähren. Typische Beispiele hierfür sind Marienkäfer, Florfliegen oder Schwebfliegen und v. a. ihre Larven, die Blattläuse im Getreide vertilgen. Die Wirkungsradien dieser Nützlinge liegen meist zwischen 50 bis 300 m. Weitere wichtige Schädlingsvertilger sind Vögel, Spitzmäuse und Igel, die Insektenlarven, Käfer oder Schnecken fressen. Auf diese Weise kann sich ein regulierendes ökologisches Gleichgewicht zwischen der Hecke und den Kulturplanzen einstellen. Von den natürlichen Eigenschaften der Hecke macht der integrierte Pflanzenbau Gebrauch, indem er die Nützlinge schont und ihre regulierende Wirkung auf den Schädlingsbefall in die Bewirtschaftung mit einbezieht (integriert).
Darüberhinaus wurde die Hecke bis ins letzte Jahrhundert und zum Teil noch heute als Rohstofflieferant genutzt. Die Hecke lieferte Brenn- und Stammholz (Eschen, Kirschbaum) wie auch vitaminreiche Beeren (Schlehe, Holunder, Hagebutte), außerdem wurden Beeren und Kräuter auch für medizinische Zwecke genutzt (Weißdorn, Kamille). Die Hecken als Ganzes stellen vom zeitigen Frühjahr bis in den Sommer eine verlässliche und wertvolle Bienenweide dar.
Mit ihren klimatischen und landschaftlichen Schutzfunktionen und ihrer landschaftsprägenden Eigenschaft ist die Hecke das wesentliche Element in der Kulturlandschaft für einen funktionsfähigen Naturhaushalt. Zur Sicherung ihres artenreichen Bestandes und ihrer vielfältigen ökologischen Wirkungen sind Hecken daher geschützte Biotope nach dem Naturschutzgesetz.
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