14 Biotopvernetzung mit Heckenriegeln und Randstreifen

Die Zahl der gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten steigt seit längerem unverändert an. Zwischenzeitlich stehen ca. 35 % der landesweiten Tier- und Pflanzenarten auf der “Roten Liste” Baden-Württembergs. Dieser Rückgang ist u. a. die Folge von Eingriffen und Verlusten von natürlichen Lebensräumen durch die Siedlungsentwicklung, den Verkehrswegebau und die intensivere landwirtschaftliche Nutzung auf den Äckern und Wiesen sowie die Schaffung größerer Bewirtschaftungseinheiten. Bedingt durch diese Faktoren werden die Wildpflanzen in den landwirtschaftlichen Kulturen verdrängt und die bisher nicht bewirtschafteten Flächen in der offenen Landschaft immer mehr verkleinert, zerschnitten oder gehen ganz verloren. Damit werden die Entfernungen zwischen den einzelnen Biotopen größer, deren Verbindungen untereinander unterbrochen und der Naturhaushalt als Ganzes wird gestört und instabil.

 

Viele Hecken werden so als selbständiger Lebensraum zu klein und können kein ausreichendes Nahrungs- und Platzangebot mehr bieten. Außerdem kann ein genetischer Austausch zwischen den Populationen der einzelnen Tier- und Pflanzenarten in den Heckenbiotopen nicht mehr stattfinden. Alle Arten sind aber auf eine breit gestreute Variation ihres Erbgutes angewiesen. Um auf Veränderungen in der Umwelt reagieren zu können, z. B. bei Befall mit eingeschleppten Schädlingen oder Krankheiten aber auch auf klimatische Auswirkungen muss sich eine Art anpassen können, indem sie eine Abwehr (Resistenzen) aufbaut. Diese überlebenswichtige Eigenschaft geht jedoch verloren, wenn der genetische Austausch fehlt. Als Folge nimmt sowohl die Zahl der Individuen als auch der Arten immer mehr ab. Gleichzeitig wird damit aber auch die positive Außenwirkung der Hecke verringert (vgl. Station 13). Ihr natürlich begrenzter Wirkungsbereich reicht nicht mehr flächendeckend in die Flur hinein.

Ein intakter Naturhaushalt ist aber gerade auf die Wechselwirkungen zwischen den Heckenbiotopen und den Kulturflächen (Synergieeffekte) angewiesen. Um das gewährleisten zu können, ist zum einen eine ausreichende Anzahl an Hecken erforderlich und zum anderen müssen die Entfernungen zwischen den Feldbiotopen wie auch zum Waldrand überbrückbar sein. Für die Tiere entstehen so wieder funktionsfähige Wanderungswege in der Kulturlandschaft. Infolge der Biotopvernetzung sind wieder mehr Nahrungsangebote, Brut- und Fortpflanzungsstätten sowie ein genetischer Austausch innerhalb einer größeren Population gegeben. Dadurch steigt die Vitalität der Tiere und Pflanzen, sie können damit auf äußere Einflüsse z. B. Klima, Krankheiten oder Schädlinge flexibler reagieren und Resistenzen bilden.

Mit der erhöhten biologischen Aktivität reicht der Wirkungsbereich der Hecke erneut in die Flur hinein und es kann sich hier wieder ein ökologisches Gleichgewicht innerhalb der Heckenbiotope wie auch gegenüber den landwirtschaftlichen Kulturpflanzen einstellen. Für ein funktionierendes Ökosystem sind nicht die einzelnen Pflanzen- und Tierarten entscheidend sondern vielmehr deren vielfältiges Zusammenwirken.

Zu den wesentlichen Elementen der Biotopvernetzung hier in der Landschaft gehören u. a. die langestreckten und die gut ausgebildeten Heckenriegel, extensiv bewirtschaftete Grünlandrandstreifen, Gras-Kraut-Säume an Böschungen oder entlang von Feldwegen und auch wenig befahrene Graswege.

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