16 Schwäbische Schichtstufenlandschaft und ihre Nutzung

Die Landschaft vom Schwarzwald bis zur Schwäbischen Alb ist sehr vielgestaltig und abwechslungsreich. Ihr Aussehen wie auch ihre Nutzungen wurden entscheidend von der Geologie und der hunderte von Millionen Jahre langen Erdgeschichte geprägt. Im Erdzeitalter des Trias und Juras bildeten sich in zeitlicher Abfolge immer wieder Meere, aus denen sich jeweils Sedimente am Meeresgrund ablagerten, die sich verdichteten und verfestigten. Diese übereinander liegenden Schichten werden in der Geologie als Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper und Jura bezeichnet.
Im Erdzeitalter des Tertiärs wurde das heutige Gebiet von Ostfrankreich bis über den Bayerischen Wald hinaus durch tektonischen Druck kuppelartig aufgewölbt. Dadurch wurden die bisher übereinander liegenden Schichten schräg aufgerichtet. Am Hochpunkt der Aufwölbung hingegen brach das Gelände ein und die Schichten sanken in die Tiefe. Hierdurch ist die Oberrheinische Tiefebene (Oberrheingraben) entstanden.

Infolge von Niederschlägen und Wind wurden, begünstigt durch die Schrägstellung, die einzelnen Schichten von ihren Rändern her abgetragen und wieder freigelegt. Auf diese Weise ist die schwäbische Schichtstufenlandschaft mit ihren Großlandschaften Schwarzwald, Obere Gäue bis hin zur Schwäbischen Alb entstanden. Auf einer geographischen Linie von der Hornisgrinde im Schwarzwald über Dornstetten, Rexingen bis Balingen am Rand der Schwäbischen Alb lässt sich der Aufbau der Landschaft leicht nachverfolgen.
Im Westen bildet der Steilanstieg des Buntsandsteins mit dem Schwarzwald die erste Stufe aus, die bei der Hornisgrinde bis auf 1164 m Höhe reicht. Von hier fällt die Buntsandsteinschicht bis auf etwa 720 m bei Freudenstadt und bis 650 m bei Pfalzgrafenweiler ab. Bedingt durch die sandigen, meist sauren Böden ist der Wald vorherrschend, auf sandig-lehmigen Böden nach Osten hin mischt sich auch zunehmend Dauergrünland mit vereinzelten, kleinen Ackerflächen ein.
Ab Dornstetten wird der Buntsandstein von der Muschelkalkschicht überdeckt, die sich an dieser Stelle keilförmig weit nach West in den Schwarzwald erstreckt. Der Muschelkalk bildet hier eine ausgeprägte Steilstufe, die ihren höchsten Punkt mit 720 m Höhe erreicht.

Diese leicht kuppige Hochfläche fällt bis Horb am Neckar auf ca. 550 m ab. Die Böden, die aus der Verwitterung des Muschelkalks hervorgegangen sind, haben teilweise Lösslehmauflagen und sind meist fruchtbar aber teilweise auch flachgründig, steinhaltig und trocken. Auf der Hochfläche sind verbreitet der Ackerbau, auf den geringeren Böden auch Grünland anzutreffen, wohingegen auf den sehr steinigen Böden meist Wald steht. In den Muschelkalk haben sich einige Flüsse tief eingegraben, u. a. die Glatt oder wie bei Rexingen der Neckar, wodurch die Einzelschichten (oberer, mittlerer, unterer Muschelkalk) zu Tage treten. Hier im Neckartal bei Ihlingen reicht der Einschnitt sogar hinunter bis auf den oberen Buntsandstein bei ca. 400 m Höhe.

Über dem Neckartal folgt bald die leicht ausgeprägte Schichtstufe des Keupers, die sich in Form von bewaldeten Hügeln zeigt. Die Böden des Keupers sind sehr unterschiedlich in ihrer Zusammensetzung (Sandsteine oder buntes Mergelgestein), meist jedoch tonhaltig, wenig wasserdurchlässig und nur mäßig fruchtbar. Daher sind hier viel Grünland, auf besseren Standorten auch Ackerflächen, ansonsten jedoch verbreitet Wald vorzufinden.


Die auf den Keuper folgenden Schichten des schwarzen und braunen Juras treten als die deutlich ausgeformte Hügelkettte bzw. als hügeliges Albvorland hervor. Die Böden bestehen meist aus wasserundurchlässigen, dichten und kalten Tonen. Darauf sind vielerorts die landschaftsprägenden Streuobstwiesen oder reines Grünland zu finden. Die Böden mit lehmigem Kalkstein werden hingegen überwiegend ackerbaulich genutzt.


Der mächtige Albtrauf im Osten wird von der steil aufragenden Schichtstufe des weißen Juras gebildet und erreicht hinter Balingen mit dem Lochenstein und dem Plettenberg Höhen von 963 m bis 1002 m. Aufgrund der Steilheit und der häufig geringen Bodenauflage ist der Albtrauf fast vollständig bewaldet oder es tritt an Extremstellen das Gestein des weißen Jura direkt zu Tage. Die Albhochfläche fällt in Richtung der Donau flach ab und wird überwiegend landwirtschaftlich als Grünland oder Ackerfläche genutzt.

weiter zu Station 17 – Offenhaltung und Pflege der Landschaft