Pressetext zur Waldtrilogie Teil 2 am 25.8.2024

Unser Wald im Klimawandel – Waldführung im Großen Hau

Nachdem in den 1980-iger Jahren das Waldsterben u.a. durch den sauren Regen verursacht wurde, stehen heute der Klimawandel und die daraus folgenden, steigenden Temperaturen und die anhaltende Trockenheit im Fokus und setzen den Wäldern zu. Bereits um 1750 gab es eine große Holz- und Energiekrise, auch bei uns war alles abgeholzt. Damals wurde überwiegend die schnell wachsende Fichte als zukünftiger „Brotbaum“ gepflanzt, die jedoch erst auf Höhen ab 950 m natürlich vorkommt. In Baden-Württemberg beträgt der Fichtenanteil heute noch ca. 30 %. In tieferen Lagen sind mit zunehmender Erwärmung große Schadflächen insbesondere in forstlichen Monokulturen entstanden, so dass ungefähr ein Viertel unserer Wälder ein Rettungspaket benötigen – den Waldumbau. Die jetzt zu treffenden Entscheidungen können nicht einfach eben mal umgeworfen werden, denn es ist sehr schwierig einen Bestand z.B. Fichten in einen anderen zu überführen. Auf einem landwirtschaftlich genutzten Acker kann man die Kultur sehr schnell von Jahr zu Jahr ändern – beim Wald dauert dies viele Jahrzehnte.

Das Holz unserer jetzigen Nadelwälder können wir noch ca. 30-50 Jahre verbauen. Parallel dazu sollte der ökologische Umbau mit Diversifizierung erfolgen. Unseren Wäldern wird im Augenblick sehr viel abverlangt, sie fungieren leider oft nur noch als „Dienstleister“. Global gesehen verlieren wir gerade unglaubliche Holzvorräte durch Übernutzung, Dürre, Waldbrände, Heizung…. Global gesehen wird mehr Holz verbraucht, als nachwächst. Ab 2018 zeigen unserer Wälder in Deutschland praktisch keine Vorratszuwächse mehr. In 2020 gab es eine Nutzung von 147% des nutzbaren Holzes. Seit einigen Jahren ist Deutschland sogar ein Holzimportland.

Der Waldspaziergang findet im Großen Hau, dem am besten untersuchten Wald auf Horber Gemarkung statt. Er bietet durch seinen großen Artenreichtum viele wunderbare, eindrucksvolle Waldbilder mit altem Baumbestand, blühenden Lichtungen, und Naturerlebnisse wie die Beobachtung eines seltenen Schmetterlings, den Warnruf eines Greifvogels oder die Stimmen von über 70 anderen Vogelarten, die Entdeckung einer Orchidee am Wegesrand, oder großer Farn- und Moosteppiche. Ist man allein unterwegs sind Begegnungen mit Rehen oder Wildschweinen nicht auszuschließen.

Der NABU Horb lädt am Sonntag, den 25. August ein zum Gedankenaustausch über den Wert von Wäldern als funktionierende Ökosysteme und ihre anderen für uns wichtigen Funktionen.

Start der ca. 2-3 stündigen Führung ist um 10.00 Uhr am Wanderparkplatz der Rexinger Themenwege beim Schafhaus in Rexingen. Feste Schuhe und lange Beinkleidung sind empfehlenswert

Pressetext zur Waldtrilogie Teil 1 am 9.6.2024

Der Große Hau – Artenreichtum in Pink und Purpur

Die naturkundliche Führung „Wald im Frühling“ des NABU Horb findet wetterbedingt nun am Wahlsonntag statt. Die Niederschläge der vergangenen Wochen haben einen enormen Zuwachs der Sprosse ausgelöst. Dieser ist besonders bei krautigen Pflanzen deutlich sichtbar: Kratzdisteln und Große Kletten im XXL Format, kniehohe Orchideen, mannshoher Fingerhut.
Dieses Jahr blühen so viele Weiße Waldvögelein wie schon lange nicht mehr. Auch die Orchidee Rotes Waldvögelein, deren Blütezeit nun beginnt, erreicht dieses Jahr beachtliche Höhen. Sie liebt kalkhaltige Böden – je kalkhaltiger der Boden, desto kräftiger ist die pink-violette Färbung der Blüte. Diese Orchidee (Cephalanthera rubra) ist Zeigerpflanze eines intakten, naturnahen Waldes, wie er heute Seltenheitswert besitzt und steht in Baden-Württemberg auf der Roten Liste. Viele weitere Pink und Purpurnuancen anderer Blüten blitzen dem Betrachter entgegen, wenn er genauer hinschaut. So sieht man den glockigen Kelch der Tollkirsche der innen dezent braunviolett gefärbt ist, man erahnt schon zu Beginn des Aufblühens, das leuchtende Purpur der Distelblüte und staunt über die purpurrot-violette Blütenfülle an den hohen Stängeln des Roten Fingerhuts. Die Wanderung tangiert das Naturschutzgebiet Dießener Tal und Seitentäler und führt durch das Landschaftsschutzgebiet im Großen Hau zum Biotop mit dem ältesten Baumbestand des Waldes. Mächtige, beeindruckende Buchen und dschungelartig überwucherte Eichen bilden die Grundlage für die biologische Vielfalt einer geschützten Habitatbaumgruppe.

An dieser Stelle möchte sich der NABU Horb bei allen bedanken, die sich in Anbetracht des Artensterbens, das neben dem Klimawandel das größte Problem der Menschheit ist, für den Artenschutz und den Erhalt der Biodiversität im Großen Hau und auf dem Ihlinger Berg einsetzen. Der besondere Dank gilt den Fraktionen BIM, OGL und SPD im Gemeinderat Horb.

Die kostenlose Führung am 09. Juni findet teils auf unbefestigten Wegen statt und dauert ca. zwei bis drei Stunden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt ist um 14.00 Uhr am Wanderparkplatz der Rexinger Themenwege beim Schafhaus in Rexingen.