17 Geschichte der Streuobstwiesen


Streuobstwiesen gelten als Arche Noah für alte Obstsorten. Mehr als 1.200 Apfelsorten, 1.000 Birnensorten, 250 Kirschsorten und 320 Zwetschgensorten sind bekannt. Auch Pflaume, Walnuss, Edelkastanie und Speierling sind ebenfalls typische Streuobstwiesenvertreter. Sie kamen mit den Römern nach Mitteleuropa und im Gebiet der Mosel erfolgte erstmals im zweiten Jahrhundert Obstanbau. In den mittelalterlichen Klöstern wurde versucht, durch Züchtungen die Qualitäten zu optimieren. Über Jahrhunderte haben sich durch Kreuzungsversuche oder Zufallssämlinge Sorten mit unterschiedlichen Eigenschaften entwickelt. Ab dem 16. Jh. begann sich der Obstwiesenanbau auf ganz Europa auszubreiten, da er auch politisch gefördert wurde. Noch nach dem zweiten Weltkrieg wurden von einem durchschnittlichen Haushalt auf dem Land übers Jahr ca. 1.000 Liter Most verbraucht.

Ein wirklich dramatischer Rückgang ereignete sich in den 1960-er Jahren. Damals wurde der Streuobstanbau als betriebswirtschaftlich unrentabel eingestuft und die Rodung von Streuobstwiesen sogar gefördert, um vielerorts Platz für effektiver zu bewirtschaftende Obstplantagen und Baugebiete zu machen. Erst Anfang der 1970-er Jahre setzte ein Umdenken ein. Das Landschaftsbild hatte sich jedoch inzwischen durch die Rodungen massiv verändert. Nur noch selten findet man heute bis an die Dorfränder reichende Streuobstwiesengürtel, wie sie früher während der Blüte als rosa-weiße überdimensionale Schneebälle die Dörfer umgeben haben.

Damals haben Naturschützer beobachtet, dass viele heimische Vogelarten zurückgingen. Es wurde erkannt, dass die wertvollen Biotope bedroht waren.

Heute gibt es wieder neue Förderprogramme und Streuobstinitiativen für die fachgerechte Bewirtschaftung der Streuobstwiesen und damit zum Schutz dieser Biodiversitätshotspots. Doch noch immer gelten Streuobstwiesen als stark gefährdet, denn es ist ein enormer Zeitaufwand für die Pflege erforderlich. Dazu gehören der fachgerechte Baumschnitt, denn sonst vergreisen die Bäume zu früh und zweimal im Jahr muss gemäht und das Heu abgefahren werden, damit die blüten- und damit artenreichen Mähwiesen erhalten bleiben. Die Nährstoffknappheit durch die fehlende Düngung und die nur zweimal im Jahr stattfindende Mahd bewirken, dass keine Pflanzenart überhand nehmen kann. So können zahlreiche Arten nebeneinander existieren. Die zahlreichen unterschiedlichen Pflanzenarten locken wiederum viele Tierarten an.

Streuobstwiesen sind Nahrungs- und Lebensraum für über 5.000 Tier- und Pflanzenarten und gehören zu den artenreichsten Biotopen ganz Mitteleuropas.

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Diese Streuobstwiese bildet vor allem im Frühling und im Frühsommer ein herrliches Bild, wenn die blühenden Bäume mit der blumenbunten Wiese um die Wette blühen.

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